Oksana Bulgakowa: SINNFABRIK | FABRIK DER SINNE
In den letzten gut hundert Jahren erfuhr die menschliche Sinne- und Sinnhierarchie gleich mehrere Destabilisierungen. Zu Beginn 20. Jahrhunderts verunsicherte die Rückkehr des Unsichtbaren – in Gestalt von Radioaktivität, UV-Strahlen, Radiowellen – die abendländische visuelle Kultur. Photographie und Grammophon. die ersten technischen Konservierungsmedien, hatten den Körper gespalten und das Bild von der Stimme abgetrennt. Mit dem Aufkommen der neuen Medien Photographie, Schallplatte, Film, Radio, Tonfilm veränderten sich die überlieferte Ordnung und die Koordination der natürlichen Sinne, wandelte sich das Raum- und Zeitgefühl. Gleichzeitig begann unter Künstlern und Wissenschaftlern die Diskussion, ob die Sinne tatsächlich eine „Natürlichkeit“ besäßen oder ob sie ein Produkt der Kultur seien.
In vier Kapiteln verfolgt dieses Buch die Neuordnung der medialen Sinne: die Rekonfiguration des filmischen Hörens und der Hierarchie der Sinne („Das Ohr gegen das Auge“); das Verständnis des filmischen Sehens und die neue Bestimmung des Sichtbaren („Vom Fragment zur Totalität. Visionär und Augenzeuge in Traumräumen“); die Formung des idealen Körpers eines Filmstars und seine Ausstattung mit neuer Motorik („Das Objekt der Begierde“). Eisensteins neue Theoriebildung („Theorie als Gesamtkunstwerk“), die für die Anstrengungen der Zeit eine Sprache zu finden versucht, folgt zur Vergegenständlichung der Denkfiguren der freien Assoziationslogik des Montageprinzips. Auf dieselbe Weise setzt dieses neue Buch von Oksana Bulgakowa die filmischen Sinn-Welten der 30er Jahre – das mediale Ohr, das Film-Auge, der Leinwand-Körper und das Film-Gehirn – zu einer imaginären Einheit zusammen.
erscheint im Sommer 2015 – ca. 360 Seiten, zahlreiche Abbildungen
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